Geothermie – Heimische Erdwärme statt russischem Gas
Der Ukraine-Konflikt macht die Verwundbarkeit der deutschen Energieversorgung gerade im Wärme-Bereich deutlich. Das Wirtschaftsforum Geothermie e.V. und der GtV-Bundesverband Geothermie e.V. fordern daher, heimische Erdwärme deutlich stärker zu nutzen.
(Augsburg/Berlin, den 26. Mai 2014) Mehr als 9500 Gigawattstunden trägt Geothermie derzeit jährlich zur Wärmeversorgung Deutschlands bei. Damit werden rund 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart oder etwa 1 Milliarde Liter Heizöl. „Wir brauchen heimische Energie statt russischem Gas“, äußert sich Dr. Erwin Knapek, Vorsitzender des Wirtschaftsforum Geothermie e.V. (WFG) und Präsident des GtV-Bundesverband Geothermie e.V. (GtV). „Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag 2013 beschlossen, heimische Rohstoffe stärker zu nutzen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür, dieses Vorhaben umzusetzen. Gerade vor dem Hintergrund der politischen Unwägbarkeiten in der Ukraine und mit Russland brauchen wir die konsequente Wärmewende in Deutschland. Die derzeitige Abhängigkeit von russischem Gas führt in eine Sackgasse. Daher müssen wir den Ausbau der Erneuerbaren Wärme vorantreiben, um eine autarke Versorgung der Bundesrepublik zu gewährleisten. Nur so wird die Energiewende ein Erfolg. Und nur so sitzen die Bürger nicht irgendwann in kalten Wohnungen.“
„In Deutschland muss unbedingt öfter über Erdwärme nachgedacht werden“, sagt Knapek. Die Gründe dafür liegen für ihn auf der Hand: „Tiefengeothermie ist eine absolut klimaneutrale Energieform mit extrem hoher Verfügbarkeit und hervorragender ökologischer Bilanz. Geothermieanlagen sind nicht witterungsabhängig und laufen rund um die Uhr das ganze Jahr. Nur zu Wartungsintervallen müssen sie pausieren. Die Tatsache, dass kein CO2 anfällt, ist ein enormer Pluspunkt jeder kommunalen Klima-Bilanz. Gerade für traditionell langfristig orientierte Versorgungsunternehmen lohnt sich der Bau von Geothermieanlagen: Den Anfangsinvestitionen steht ein unendlich verfügbarer, heimischer Rohstoff gegenüber. Die praktischen Erfahrungen der im WFG und GtV-BV vertretenen Wärme-Unternehmen zeigen immer wieder: Die Heizzentralen werden wirtschaftlich betrieben und schaffen den Break-even oft schon nach 15 bis 17 Jahren.“
Erdwärme kann überall genutzt werden, auch wenn kein Fernwärmeanschluss verfügbar ist. Erdwärmepumpen leisten derzeit bereits einen großen Beitrag zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung. Sie nutzen die oberflächennahe Erdwärme und versorgen einzelne Gebäudeinheiten. „Aufgrund der hohen Effizienz von Oberflächennahen Geothermieanlagen können Eigenheimbesitzer und deren Familien bis zu 50 Prozent der Betriebskosten sparen“, sagt Erwin Knapek. „Wer selbst handeln und sich von in Preis und Lieferung unsicheren Brennstoffexporten unabhängig machen will, sollte sich jetzt mit einem Fachbetrieb in Verbindung setzen. Dann liefert eine Erdwärmeanlage vielleicht bereits im kommenden Winter wohlige Wärme und im Sommer angenehme Kühlung“, empfiehlt Knapek.
Das Wirtschaftsforum Geothermie e.V. und der GtV-Bundesverband Geothermie e.V. setzen sich aktiv für den systematischen Ausbau der erneuerbaren Wärmeversorgung mit Erdwärme ein. Ein Einspeisevorrang für erneuerbar erzeugte Wärme und eine Überarbeitung des Erneuerbare Energien Wärmegesetzes (EEWärmeG) schaffen die Basis für mehr Unabhängigkeit von teuren Energieimporten. Gleichzeitig werden die internationalen Klimachutzziele erfolgreich vorangetrieben.
Tiefengeothermie
Tiefe Erdwärme zählt zu den umwelt- und klimaschonendsten deutschen Energiequellen. Sie nutzt Erdwärme aus Tiefen von mindestens 400 Metern zur Wärme-, Kälte- und Stromerzeugung. In einer tiefengeothermischen Anlage wird heißes Wasser in einem geschlossenen Kreislaufsystem an die Erdoberfläche und wieder zurück ins Gestein geleitet. Sie ist dezentral und wird bereits heute in deutschen Ballungsräumen und Kleinstädten erfolgreich genutzt. Beispielsweise arbeitet München auf Basis von Geothermie am Ziel, bis zum Jahr 2040 den kompletten Fernwärmebedarf der Stadt klimaneutral zu gestalten.
Oberflächennahe Geothermie
Bereits in geringen Tiefen können Oberflächennahe Geothermieanlagen konstante Temperaturen von 10 Grad und mehr nutzen. In vertikal abgeteuften Erdwärmesonden oder horizontal verlegten Erdwärmekollektoren zirkuliert Wasser und erwärmt sich im Erdreich. Zur Erdoberfläche gepumpt wird die Wärme an eine Wärmepumpe abgegeben, die die Temperatur durch Kompression auf Heizniveau bringt. Eine Erdwärmepumpe erzeugt aus einer Kilowattstunde Strom (Antriebsenergie) vier bis fünf Kilowattstunden Wärme. Die Erdwärmeanlagen sind deutlich wartungsärmer als Brennstoffkessel. Eine regelmäßige Überprüfung durch den Schornsteinfeger ist nicht nötig. In Deutschland waren im Jahr 2013 318.000 Erdwärmepumpen mit einer Gesamtleistung von ca. 4.000 Megawatt installiert. (Quelle Grafik: Energiewende © DOC RABE Media – Fotolia.com)
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